Die digitale Revolution hat unsere Gesellschaft in vielerlei Hinsicht transformiert und bietet zahlreiche Vorteile, darunter den Zugang zu einem schier endlosen Informationsangebot und innovativen Lernmöglichkeiten. Doch während digitale Medien viele positive Aspekte bieten, werfen sie auch Fragen auf, insbesondere in Bezug auf ihre Auswirkungen auf die Entwicklung von Grundschulkindern. In diesem Artikel werden wir die negativen Auswirkungen digitaler Medien auf das Verhalten beim Lesen von Kindern im Grundschulalter eingehend betrachten, um die Herausforderungen, die sich für die Bildung und Entwicklung junger Kinder ergeben, zu beleuchten.
Der digitale Wandel und seine Auswirkungen
Die Einführung digitaler Medien und Technologien hat das Leben von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen verändert. Smartphones, Tablets und Computer sind zu allgegenwärtigen Begleitern im Alltag geworden, und viele Kinder wachsen von klein auf mit diesen Geräten auf. Während die digitalen Medien zweifellos zahlreiche Vorteile bieten, ist es wichtig, die möglichen negativen Auswirkungen auf das Leseverhalten von Grundschulkindern zu verstehen.
Studien und Forschungsergebnisse
Mehrere Studien haben sich mit den Auswirkungen digitaler Medien auf das Leseverhalten von Kindern im Grundschulalter befasst. Eine der wichtigsten Untersuchungen in diesem Bereich stammt von Common Sense Media, einer gemeinnützigen Organisation, die sich auf Medien und Technologie in der Erziehung spezialisiert hat. Ihre 2017 veröffentlichte Studie mit dem Titel „Die Common Sense Census: Mediengebrauch von Kindern“ ergab, dass 42% der Kinder im Alter von 0 bis 8 Jahren bereits über ein eigenes Tablet verfügen. Die Studie zeigt klar, dass digitale Medien die Zeit reduzieren, die Kinder mit dem Lesen von Büchern verbringen.
Eine weitere wichtige Untersuchung wurde von Patricia A. Alexander und Lauren M. Singer an der University of Maryland durchgeführt. In ihrer Studie „Children’s Reading on the Internet: The Link Between Digital Reading and Academic Achievement“ untersuchten sie den Zusammenhang zwischen digitalem Lesen und schulischer Leistung. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass digitales Lesen zu einer geringeren Leseleistung führt. Kinder, die mehr Zeit im Internet verbrachten, erzielten in Lesetests schlechtere Ergebnisse als ihre Altersgenossen, die traditionelle Bücher bevorzugten.
Aus der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU 202, veröffentlicht am 16.Mai 2023) geht hervor, dass ein viertel der Viertklässler nicht den international festgelegten Mindeststandard erreichen – mehr als noch vor fünf Jahren. Die Untersuchung bestätigt damit die Ergebnisse des nationalen IQB-Bildungstrends 2021.
Herausforderungen für die Bildung und Entwicklung
Die negativen Auswirkungen digitaler Medien auf das Leseverhalten von Kindern im Grundschulalter werfen bedeutende Herausforderungen für die Bildung und Entwicklung dieser Kinder auf. Hier sind einige der wichtigsten Punkte:
1. Verringerung der Lesezeit
Die Verfügbarkeit von digitalen Medien und die Ablenkungen, die sie bieten, führen dazu, dass Kinder weniger Zeit mit dem Lesen von Büchern verbringen. Das Lesen von Büchern ist jedoch nach wie vor eine der besten Möglichkeiten, um das Leseverständnis und den Wortschatz zu fördern. Eine geringere Lesezeit kann zu einer schlechteren Entwicklung dieser wichtigen Fähigkeiten führen.
2. Oberflächliches Lesen
Digitales Lesen, insbesondere auf Bildschirmen, führt oft zu einem oberflächlicheren Leseverhalten. Kinder neigen dazu, Informationen auf Bildschirmen schnell zu überfliegen, anstatt sich intensiv mit einem Text auseinanderzusetzen. Dies kann zu einem geringeren Verständnis und einer niedrigeren Aufmerksamkeitsspanne führen.
3. Ablenkungen und Multitasking
Digitale Medien sind häufig von Natur aus multimedial, was bedeutet, dass Kinder beim Lesen auf Bildschirmen vielen Ablenkungen ausgesetzt sind. Pop-up-Benachrichtigungen, Videos und Spiele können die Konzentration stören und dazu führen, dass Kinder beim Lesen von digitalen Texten Multitasking betreiben. Dies kann die Leseeffizienz und das Verständnis negativ beeinflussen.
4. Abnahme der analogen Lesekompetenz
Die Fähigkeit, gedruckte Bücher oder Zeitschriften zu lesen und zu verstehen, ist nach wie vor von großer Bedeutung. Die Exklusivität des digitalen Lesens kann dazu führen, dass Kinder ihre analogen Lesekompetenzen vernachlässigen, was langfristig ihre schulische und berufliche Entwicklung beeinträchtigen kann.
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